Circular Economy-Geschäftsmodelle als Chance für erfolgreiche Unternehmen von morgen



Strategien – Praxisbeispiele – Lösungen

Circular Economy-Geschäftsmodelle haben heute und zukünftig eine wachsende strategische Bedeutung für erfolgreiche Unternehmen, das war der Tenor der CirQuality-Veranstaltung am 11. März 2021 mit über 40 Teilnehmer*innen. Zwei ausgewiesene Experten – Alexander Maak von der Interseroh Dienstleistungs GmbH und Markus Wagner von Circular Economy Solutions GmbH – zeigten auf, dass die wesentlichen Treiber einerseits politische und gesellschaftliche Trends wie der Green Deal oder Klimabewegungen sind, aber auch insbesondere Kapitalumschichtungen im Investmentbereich. So zitierte Markus Wagner Larry Fink, CEO von Blackrock, der zu Beginn 2021 postulierte, dass „…Klimakrisen auch Investmentrisiken sind. Sobald die Märkte beginnen würden, das Klimarisiko bei Wertpapieren einzupreisen, …, würde dies eine grundlegende Umschichtung von Kapital in Gang setzen.“
Weiterhin stellten die Referenten heraus, dass zukünftig durchaus mit weiteren Regulierungen zu rechnen sei, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Dies können zum Beispiel sein:

  • steigenden CO2-Steuern
  • obligatorischen Recyclingquoten
  • Quoten für Sekundärrohstoffe in neuen Produkten
  • höheren Kosten für Sekundärrohstoffe im Vergleich zu Primärrohstoffen
  • Quoten für Re-Use von Bauteilen im Zeitverlauf
  • und einer Produkt-Rücknahmepflicht für Hersteller zu rechnen sei.

Damit liegt die wichtigste Herausforderung in der Entwicklung von Geschäftsmodellen, die technisch möglich und ökonomisch darstellbar sind. Zukunftsfähige Unternehmen sollten – so der Apell der Impulsgeber – ihre derzeitigen Geschäftsmodelle kontinuierlich in Frage stellen, Innovation vorantreiben und beginnen, mehr und mehr „circular“ zu denken. In einem „large scale“ stellten sie bereits heute funktionierende Circular Economy Geschäftsmodelle vor.
Alexander Maak beleuchtetet in diesem Workshop insbesondere den Kunststoffbereich. Seine zentrale Botschaft war, möglichst Stoffstrom für Stoffstrom zu schließen. Kunststoffe als Sekundärrohstoff können heute so aufgearbeitet werden, dass auch die Anforderungen an deren Widereinsatz in neue Produkte berücksichtigt werden. Hilfreich ist es natürlich Produkte schon in der Designphase auf die Demontage bzw. möglichst Sortenreine Verwertung an deren Lebensende im Blick zu haben. Beim Ansatz ist es wichtig die Quellen zu identifizieren, Rücknahmesysteme zu entwickeln und deren Logistikströme zu managen. Dann eventuell Rohstoffkonten zu führen, die State oft the Art Technologien einzusetzen und die richtigen Verwertungswege und –kapazitäten zu identifizieren. Mögliche Lieferanten für den Einsatz von Sekundärrohstoffen zu qualifizieren gehört ebenso dazu wie die jeweils aktuelle Gesetzgebung zu beachten. Es gab einige Beispiele für die Rückführung von Kunststoff-Stoffströmen und deren Aufarbeitung zu neuen Produkten wie z.B. ein Designstuhl aus post-consumer Kunststoffen oder auch post industrial
Kunststoffe, die zu Textmarkern verarbeitet werden.


Markus Wagner stellte Remanufacturingansätze im Automotive Bereich vor und wie hier Produkte und Komponenten durch eine Aufarbeitung langfristig im Kreislauf gehalten werden. Die Herausforderung dieses Geschäftsmodells für produzierende Unternehmen besteht dabei meist gar nicht in der eigentlichen Aufarbeitung der Altteile, sondern darin den Zugriff auf diese zu erhalten.
Was ist der Anreiz für Kunden und Nutzer diese zu sammeln? Wie gestaltet man die Rückwärts-Logistik? Wie werden Teile identifiziert, bewertet und sortiert? Eine spannende Diskussion entwickelte sich um das Thema welche Analogien der Marktstrukturen im Automotive Aftermarket mit anderen Branchen bestehen und wie das Remanufacturing von Ersatzteilen zur Lebenszeitverlängerung von Industriegütern oder langlebigen Konsumgütern beitragen kann.


Einig waren sich die Experten, dass sich Verschiebungen zugunsten nachhaltiger, zirkulärer Geschäftsmodelle ergeben werden, wenn bislang externalisierte Umweltkosten in Zukunft als reale Kosten in Produkte eingepreist werden. Dies wird aufgrund der eingangs skizzierten Entwicklungen schon mittelfristig deutlich stärker als heute der Fall sein.
Die Teilnehmer*innen an dieser Veranstaltung (von regional bis international) kamen zum größten Teil aus den Unternehmensbereichen Forschung & Entwicklung sowie aus der Geschäftsführung. Unsere Kurzumfrage machte ebenfalls deutlich, dass die meisten der hier vertretenen Unternehmen unterschiedliche Ansätze der Circular Economy bereits umsetzen.
Für Juni 2021 ist ein vertiefender Praxisworkshop zum Thema Geschäftsmodellentwicklung mit den beiden Experten von den Kooperationspartner*innen geplant.


Eine gemeinsame kostenfreie Veranstaltung von InnoZent OWL e.V., owl maschinenbau e.V. und Verein Deutscher Ingenieure - Ostwestfalen-Lippe e.V. im Rahmen von CirQuality OWL.



Das Vorhaben CirQuality OWL wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Land NRW gefördert.